Christian Russau: "Abstauben in Brasilien"
Dass sich die Deutschen und die Brasilianer gut verstehen, das ist allgemein bekannt - sieht man einmal von verschiedensten Begegnungen der beiden Fußball-Nationalmannschaften ab. Insbesondere die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern sind sehr eng, alleine in São Paulo gibt es die weltweit größte deutsche Industriekonzentration außerhalb der Bundesrepublik. In Brasilien sind sie alle vertreten: Die großen deutschen Chemie- und Technologieunternehmen, Automobilkonzerne, Banken und Versicherungen.
Das deutsche Image von Ehrlichkeit, Sauberkeit, Verlässlichkeit, Umweltschutz und sozialem Engagement wird dabei groß geschrieben - oft aber nur nach außen hin, wie der Autor Christian Russau in seinem Buch "Abstauben in Brasilien" ausführlich darstellt. Nicht selten werden durch ein zivilgesellschaftliches Monitoring Skandale aufgedeckt und die dunklen Machenschaften der deutschen Konzerne ans Tageslicht befördert. Russau nennt einige Beispiele: Die Folgen des Sojabooms, die Bedrohung der Flüsse des Amazonas-Gebiets, die Staubbelastung durch Stahlwerke, das Landgrabbing. Und er zeigt auch auf, wie engagierte Menschen vor Ort für ihre Menschenrechte kämpfen, unorganisiert oder mittels Vereinigungen wie medico international.
Russaus Buch ist nicht leicht zu lesen. Es ist unbequem und offen, hält einen Spiegel vor und kratzt an einem Image vom Saubermann, das schon längst der Vergangenheit angehört. Es ist aufklärerisch und richtet einen deutlichen Appell auch an uns, die wir durch unser Konsumverhalten das Geschäftsgebaren der Konzerne indirekt unterstützen. Dabei verliert sich der Autor nicht in kleinteilige Ungereimtheiten sondern stellt mit einer leicht verständlichen Sprache und anhand vieler Beispiele anschaulich das Problem in seiner Gesamtheit dar.
Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: VSA; Auflage: 1 (1. September 2016)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3899657217
ISBN-13: 978-3899657210
