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Wendy Guerra: "Alle gehen fort"


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Viele von uns haben in ihrer Kindheit oder Jugendzeit wohl ein Tagebuch besessen, in das sie ihre Gedanken geschrieben, dem sie ihre Sehnsüchte und Träume erzählt, und in dem sie in Wut und Trauer Halt gefunden haben. Nimmt man so ein Tagebuch später einmal wieder in die Hand, so ist das wie eine Reise zurück in die eigene Vergangenheit. Es ist, als würde man sein Innerstes nach außen wenden.

Genau das tut die kubanische Autorin Wendy Guerra mit ihrem Buch "Alle gehen fort". Im Tagebuchstil erzählt Guerra die tragische Geschichte von Nieve. Nieve lebt auf Kuba und wächst zunächst bei ihrer Mutter auf. Als sie überraschend zu ihrem alkoholkranken Vater ziehen muss, ändert sich ihr Leben vollständig: Schläge, Gewalt, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit bestimmen fortan ihr Leben. So wird ihr Tagebuch zu ihrem einzigen Rückzugsort und einzigem Freund, zu einem permanenten Begleiter in Zeiten des Heranwachsens, des viel zu früh hervorgerufenen Erwachsenwerdens.

12 Jahr im Leben von Nieve deckt das von Wendy Guerra verfasste Tagebuch ab, berichtet offen und direkt vom ständigen Verlassenwerden, von Einsamkeit und Liebesentzug, von Träumen und unerfüllten Sehnsüchten, Enttäuschungen und Rückschlägen. Einfühlsam, hingebungsvoll und leidenschaftlich lebt Nieve auf den Seiten ihres Tagebuchs wieder, vom kleinen Mädchen bis zur erwachsenen Frau, immer auf der Suche nach ihrem Platz im Leben.

"Alle gehen fort" ist ein sehr emotionaler und berührender Roman. Geschickt verwebt Guerra die Lebens- und Leidensgeschichte ihrer Protagonistin mit den eigenen Erinnerungen des Lesers - um daraus eine persönliche Nähe zu schaffen, die erschaudern lässt. "Alle gehen fort" - das ist literarische Akrobatik auf höchstem Niveau.

Taschenbuch: 208 Seiten

Verlag: Unionsverlag; Auflage: 1 (18. September 2017)

Sprache: Deutsch

ISBN-13: 978-3293207745